• spontane Koronararteriendissektion

Eine zuvor fitte 38-jährige weiße Frau wurde in die Koronarstation unseres Krankenhauses eingeliefert, nachdem sie plötzlich in Ohnmacht gefallen war und seit einer Stunde zentrale Beschwerden in der Brust hatte. Sie war Nichtraucherin und hatte keine bekannten Risikofaktoren für koronare Herzkrankheiten. Sie verweigerte die Einnahme von oralen Kontrazeptiva oder illegalen Drogen. Bei der Untersuchung lag ihre Herzfrequenz in Rückenlage bei 114 Schlägen/Min. und ihr Blutdruck bei 118/84 mm Hg. Sie hatte keine klinischen Anzeichen eines Marfan-Syndroms oder einer Herzinsuffizienz.

Bei der Aufnahme lag das Serumkreatinin bei 85 μmol/l und die Kreatininphosphokinase (CPK) bei 98 U/l (Normalbereich 30-250 U/l). Das Gesamtnüchterncholesterin betrug 4,7 mmol/l (Lipoprotein hoher Dichte 1,7 mmol/l, Lipoprotein niedriger Dichte 2,8 mmol/l, Triglyzeride 0,47 mmo/l) und der Blutzucker 10 mmol/l. Das Ruhe-EKG mit 12 Ableitungen zeigte einen Rechtsschenkelblock, eine Linksachsenabweichung und eine 1-2 mm hohe ST-Hebung in den präkordialen Ableitungen V1-V3. Die Röntgenaufnahme des Brustkorbs war normal.

Die Patientin wurde mit Aspirin, intravenösem Heparin und Nitraten wegen eines akuten Koronarsyndroms behandelt. Acht Stunden später klagte sie erneut über Brustbeschwerden. Das EKG zeigte eine weitere ST-Hebung in den präkordialen Ableitungen V1-V3 und eine inferolaterale ST-Senkung. Dies ging mit einem Anstieg der CPK auf 1892 U/l einher. Es wurde eine dringende Koronarangiographie durchgeführt. Dabei zeigte sich eine Dissektion des linken Hauptstamms, die sich auf die linke vordere absteigende und die zirkumflexe Koronararterie erstreckte (Abb. 1). Das Lumen der linken anterioren deszendierenden Koronararterie erschien abgeflacht und der distale Fluss war reduziert. Die dominante rechte Koronararterie war normal. Es wurde ein Notfall-Bypass-Transplantat für die Koronararterien durchgeführt (Venentransplantate für die linke anteriore deszendierende Arterie, die diagonale Arterie und die Zirkumflexarterie). Die Patientin erholte sich ohne Komplikationen. Drei Jahre nach der Erstvorstellung ist sie immer noch frei von kardialen Symptomen.

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