Ja, es gibt einen Unterschied. Isotonie impliziert eine biologische Kompatibilität, während Isoosmotizität eine Ähnlichkeit der chemischen und/oder physikalischen Zusammensetzung impliziert. Lösungen, die für biologische Flüssigkeiten/Blut isoosmotisch sind, sind nicht notwendigerweise isotonisch, da sich die Tonizität auf eine bestimmte Zellmembran bezieht:
Die 0,9%ige Natriumchloridlösung gilt als isoosmotisch mit physiologischen Flüssigkeiten. In der Medizin wird der Begriff isotonisch, d. h. mit gleichem Tonus, häufig synonym mit isoosmotisch verwendet. Begriffe wie Isotonie und Tonizität sollten jedoch nur in Bezug auf eine physiologische Flüssigkeit verwendet werden. Isoosmotisch ist eigentlich ein physikalischer Begriff, der den osmotischen Druck (oder eine andere kolligative Eigenschaft, wie die Gefrierpunktserniedrigung) zweier Flüssigkeiten vergleicht, von denen keine eine physiologische Flüssigkeit ist oder die nur unter bestimmten Umständen eine physiologische Flüssigkeit sein können. So ist beispielsweise eine Borsäurelösung, die sowohl mit Blut als auch mit Tränenflüssigkeit isoosmotisch ist, nur mit der Tränenflüssigkeit isotonisch. Diese Lösung verursacht eine Hämolyse der roten Blutkörperchen, da Borsäuremoleküle unabhängig von der Konzentration frei durch die Erythrozytenmembran hindurchtreten. Isotonie impliziert also eine physiologische Verträglichkeit, während Iso-Osmotizität nicht notwendig ist. Ein weiteres Beispiel: Eine chemisch definierte Elementardiät oder enterale Ernährungsflüssigkeit kann mit dem Inhalt des Magen-Darm-Trakts isoosmotisch sein, würde aber nicht als physiologische Flüssigkeit gelten oder für die parenterale Anwendung geeignet sein.