Ein 57-jähriger männlicher Raucher, der seit langem an Bluthochdruck litt, stellte sich mit Angina pectoris vor. Die körperliche Untersuchung war unauffällig. Das EKG zeigte einen Sinusrhythmus und eine T-Inversion über den seitlichen Ableitungen. Ein Koronarangiogramm (Tafel A) zeigte normale linke anteriore absteigende (LAD) und Zirkumflex-Arterien. Es wurde eine extrem gewundene Koronarfistel beobachtet, die mehrere Schlingen bildete. Der Ursprung der Fistel aus der LAD war in mehreren Ansichten nicht eindeutig zu erkennen, und sie schien in den Sinus coronarius zu münden.
Eine kontrastmittelverstärkte Mehrscheiben-Spiral-Computertomographie (MSCT) mit retrospektiver EKG-gesteuerter Rekonstruktion wurde durchgeführt, um den Ort des Ursprungs und des Endes der Fistel zu bestimmen. Die multiplanaren Rekonstruktionsbilder zeigten, dass die Fistel von einem diagonalen Ast der LAD ausging und mehrere Schleifen bildete, bevor sie in der linken Herzkammer endete (Tafeln B, C).
Der Patient unterzog sich einer Belastungsthalliumuntersuchung, die negativ auf Myokardischämie ausfiel. Angesichts der stabilen Angina pectoris, des Fehlens von Herzgeräuschen und des fehlenden objektiven Nachweises eines Koronararterienstaubs wurde der Patient konservativ behandelt.
Koronar-Kameral-Fisteln werden häufig durch Abweichungen von der normalen embryologischen Entwicklung verursacht. Die Hauptursprungsstellen der Fisteln sind die rechte Koronararterie (55 %), die linke Koronararterie (35 %) und beide Koronararterien (5 %). Die wichtigsten Endpunkte sind der rechte Ventrikel (40 %), der rechte Vorhof (26 %), die Lungenarterien (17 %) und seltener die obere Hohlvene oder der Sinus coronarius, am seltensten der linke Vorhof und der linke Ventrikel. Die sich daraus ergebende physiologische Störung hängt von der Stelle ab, an der die Fistel entsteht und endet, sowie von der Größe der Verbindung. Der vorliegende Fall zeigt, dass die Größe und die anatomischen Merkmale einer Koronar-Kameral-Fistel durch MSCT zuverlässig bestimmt werden können, im Gegensatz zu konventionellen Methoden wie der Koronarangiographie oder der retrograden Thorax- und Aortenwurzel-Aortographie.
Selektive Angiographie der linken Hauptkoronararterie aus der rechten anterioren Schrägansicht.
Dreidimensionales Rekonstruktionsbild der Multislice-Spiral-Computertomographie (MSCT), das den Ursprung der Koronarfistel aus dem dilatierten diagonalen Ast und der kleinen linken anterioren absteigenden Koronararterie distal der Ursprungsstelle zeigt.
Sagittalansicht des MSCT mit Koronarfistel, die in der linken Herzkammer endet.