Noradrenalin übt zahlreiche Wirkungen aus und vermittelt eine Reihe von Funktionen in lebenden Organismen. In jüngster Zeit hat sich die wesentliche Rolle von Noradrenalin im zentralen Nervensystem (ZNS) herausgestellt. Noradrenalin wirkt sich auf das Verhalten des Menschen aus und moduliert unter anderem Wachsamkeit, Erregung, Aufmerksamkeit, Motivation, Belohnung sowie Lernen und Gedächtnis. Fast alle noradrenergen Fasern des Gehirns entspringen in den Hirnstammkernen mit der Bezeichnung A1-A7 (etwa die Hälfte der Neuronen gehört zum Hirnstammkern, Locus coeruleus). Die Wirkungen von Noradrenalin werden durch zwei verschiedene Superfamilien von Rezeptoren vermittelt, die als Alpha- und Beta-Adrenozeptoren bezeichnet werden. Sie werden weiter in Untergruppen unterteilt, die eine spezifische Rolle bei der Modulation von Verhalten und Kognition von Tieren spielen. Adrenozeptoren befinden sich sowohl in der Peripherie als auch im ZNS, und es werden selektive Alpha- und Beta-Agonisten und -Antagonisten verwendet, um ihre Funktion zu beurteilen. Der Zweck dieser Übersichtsarbeit besteht darin, die Erkenntnisse über Anatomie und Physiologie des noradrenergen Systems im ZNS zusammenzufassen und die pharmakologischen Wirkungen auf bestimmte Adrenozeptortypen zu erörtern. In diesem Beitrag wird auch die Bedeutung von Noradrenalin für die Aufrechterhaltung kognitiver Prozesse wie Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und insbesondere Gedächtniskonsolidierung und -abruf aufgezeigt. Eine Störung dieser Prozesse kann zu Symptomen von neuropsychiatrischen Erkrankungen und Neurodegeneration führen.