Bild in der Medizin
Der Patient, ein 28-jähriger Mann, der sich mit konstanten Bauchschmerzen und Blähungen seit einem Tag in unserer Notaufnahme vorgestellt hatte, hatte keine medizinische oder chirurgische Vorgeschichte. Er leugnete, dass er unter Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung litt. Die körperliche Untersuchung bei der Aufnahme ergab einen Bluthochdruck (TA: 152/97 mmHg) und ein aufgeblähtes Abdomen mit allgemeiner Empfindlichkeit und hypoaktiven Darmgeräuschen. Es gab kein Fieber, kein abdominales Wachsein, keinen Rebound und keine Rigidität. Die Laborwerte lagen im Normbereich. Eine Röntgenaufnahme des Abdomens zeigte ein „Kaffeebohnen“-Zeichen. Auch auf einer Notfall-Computertomographie (CT) des Abdomens sahen wir ein beeindruckendes Bild eines typischen „Wirbel“-Zeichens und eines „Vogelschnabel“-Zeichens. Die CT-Untersuchung zeigte außerdem eine deutliche Dehnung und eine verdrehte Schleife des Sigmas. Aufgrund dieser charakteristischen radiologischen Anzeichen wurde rasch ein Sigmoidvolvulus (SV) diagnostiziert. Anschließend wurde der Patient mit einer flexiblen Sigmoidoskopie erfolgreich dekomprimiert und detorsiert. SV ist potenziell lebensbedrohlich und erfordert eine Notfallintervention. Sie ist nach Krebs und Divertikulitis die dritthäufigste Ursache für eine Darmobstruktion bei Erwachsenen. Die primäre Notfalltherapie für unkomplizierte SV ist die endoskopische Detorsion und Dekompression. Insbesondere Notärzte sollten die typischen radiologischen CT-Zeichen „Kaffeebohne“, „Wirbel“ und „Vogelschnabel“ kennen, die auf eine SV hinweisen und es ihnen ermöglichen, diese Erkrankung bei einer akuten abdominellen Obstruktion leicht zu diagnostizieren. Wenn Notärzte die Diagnose verzögern, müssen die Patienten möglicherweise notfallmäßig operiert werden.
Kaffeebohnen-Zeichen (A), Wirbel-Zeichen (B) und Vogelschnabel-Zeichen (C) bei der Diagnose von Sigmavolvulus